Sonntag 19. Juli 2020
Perfekter Schotter für wenig Schotter: Praxistipps für das Einschottern von Modellbahn-Gleisen

Dem Gleisbau kommt auf jeder Modellbahn-Anlage die allergrößte Bedeutung zu. Doch Gleise ohne Bettung selbst zu schottern, ist keine triviale Modellbau-Tätigkeit. Die folgenden Praxistipps geben nützliche Hinweise.

Märklin Modellbahn-Gleise für die Nenngröße H0: C-Gleis, K-Gleis und M-Gleis (alte Version mit durchgängigem Mittelleiter)

Märklin Modellbahn-Gleise für die Nenngröße H0: C-Gleis, K-Gleis und M-Gleis (alte Version mit durchgängigem Mittelleiter)

Wer es sich einfach machen möchte oder im Wesentlichen Teppichbahner ist, der greift zu Gleismaterial mit einer Böschungsnachbildung ab Werk, wie beispielsweise Märklin/Trix C-Gleis für H0 oder KATO Unitrack für N.

Wer allerdings Gleismaterial ohne Böschungskörper einsetzt, Flexgleise verwendet oder eine Bahn der „großen Spuren“ G oder 1 betreibt, kommt für ein stimmiges Aussehen um eine Gleisschotterung nicht herum. Denn in diesem Punkt unterscheiden sich Vorbildbahn und Modelleisenbahn nicht: Der Oberbau (Gleiskörper) einer Eisenbahnstrecke besteht aus dem Gleisbett und den darauf montierten Gleisen. Der Oberbau enthält das Gleisbett, das in der Regel aus Schotter besteht.

Tipp 1: Machen Sie die Probe

Genereller Tipp für das Einschottern: Ganz gleich, für welche Materialien und welches Verfahren Sie sich entscheiden, probieren Sie es zuerst mit einem Probestück außerhalb der Anlage aus. Ist das Ergebnis nach Wunsch, setzen Sie das Verfahren testweise an einem kleinen, befahrbaren Anlagenstück ein, beispielsweise an einem Stumpf- oder Abstellgleis, das sich zur Not unkompliziert neu verlegen lässt. Erst wenn auch das zum gewünschten Ergebnis führt, setzen Sie Ihr Verfahren auch in den „prominenten“ Anlagenbereichen ein.

Tipp 2: Farbliche Gestaltung des Schotters

Modellbahner sind Meister darin, sich beim Vorbildbetrieb Dinge ganz genau an- und abzuschauen. Wer dies bezüglich der eingeschotterten Gleise tut, stellt schnell fest, dass sich die baulichen Ausführungen und die optische Darstellung von eingeschotterten Gleisen im Realbetrieb sehr unterscheiden. Wenn Sie also ein mittelgroße oder noch größere Modellbahn-Anlage betreiben, ist es absolut vorbildnah, wenn nicht überall derselbe Schotter in derselben Farbe und nicht in derselben Ausführung der Installation eingesetzt wird. Bedenken Sie: Neuer Schotter ist grau, alter ist braun, alleine das spiegelt schon den realen Zustand viel besser, als auf der gesamten Anlage dieselbe Färbung einzusetzen.

Tipp 3: Einschottern für wenig Schotter

Für den Gleisbau in der „Königsspur“ Spur 1 (Maßstab 1:32) gibt es kein vorgefertigtes Gleissystem inklusive Bettungsgleiskörper. Solcher Modellbahn-Gleisschotter wird zwar von vielen Zubehörlieferanten angeboten, Sie können aber mit ganz wenig Schotter (im Sinne von Geld) ein vorbildnahes Einschottern Ihrer Gleise erreichen, indem Sie Naturstein-Basaltsplitt verwenden.

Neben dem konkurrenzlos günstigen Preis hat Basaltsplitt einen weiteren Vorteil, denn durch die dunkelgraue Farbe können Sie sich je nach Szene und Wunsch die farbliche Nachbehandlung einsparen.

Sie erhalten Naturstein-Basaltsplitt, der auch als Zierkies oder Fugensplitt bezeichnet wird, weniger für Modellbahnzwecke, eher „für die dekorative Gartengestaltung“ in der Gartenabteilung Ihres Baumarkts. Zu beachten ist beim Kauf die richtige Körnung von 1 bis 3 Millimetern.

Das Material ist im Baumarkt zwar sehr preiswert erhältlich, hat aber einen Haken, denn das kann erheblich stauben. Vor der Verarbeitung für die Modellbahn sollte Fugensand daher gesiebt und gewaschen werden.

Für die „kleineren“ Nenngrößen kann Fugensand (Fugensplitt, Maurersand) die passende Größe haben. Mauersand ist im Allgemeinen in feiner bis grober Körnung erhältlich und wird in einer Palette von Pigmenten angeboten. Es lassen sich auch Farben für einen zusätzlichen Effekt mischen. Spartipp: Verwenden Sie den Mauersand (der preiswert ist) als Grundlage und tragen Sie speziellen Modellbahnschotter (teurer) oben auf.

Tipp 4: Profi-Granit-Gleisschotter

Sie möchten den „perfekten Schotter“ für Ihre Modellbahn, passend zur Nenngröße und vorbereitet für einfache Verarbeitung? Beispielsweise bietet Auhagen hierfür einen speziellen Granit-Gleisschotter sowie speziellen Kleber an. Alle weiteren Infos sowie ausführlich bebilderte Bauanleitungen dazu finden Sie unter dem nachfolgenden Link.

Tipp 5: Resorb Schotterbett mit Schalldämmung

Sehr häufig wird der Aspekt der Geräuschdämmung beim Anlagenbau unterschätzt. Ob Fertiggelände aus Kunststoff, die bekannte „Eisenbahn-Platte“ oder Anlage mit Trassen auf Sperrholzbrettern: Alle diese Konstruktionen bilden einen mehr oder weniger guten Resonanzboden. Die bei Modellbahnern beliebten Motoren-, Abroll- und Schienenstoßgeräusch sind ebenso wie manche schönen Soundfunktionen aktueller Triebfahrzeuge nur reduziert oder garnicht hörbar.

Ein zuverlässiges Ergebnis und hörbare Verbesserungen bietet Ihnen das Schalldämm-Material „Resorb“, ein Gummimaterial mit hoher Dichte und höchsten Dämmeigenschaften, das auch höherfrequente Geräuschanteile sehr gut absorbiert.

Um bei der Montage keine neuen Schallbrücken zu erzeugen, befestigen Sie Ihre Gleise mit dauerelastischem Gleiskleber und den aufgebrachten Schotter mit dauerelastischem Schotterkleber. Das Verwenden von Schrauben und Nägeln für das Befestigen der Gleise sollte unbedingt vermieden werden. Resorb ist in Streifen unterschiedlicher Länge und Materialstärke oder als Platte für Ihren Zuschnitt lieferbar. Resorb sowie die dauerelastischen Kleber erhalten Sie bei IMT Axel Frowein aus Wuppertal.

Tipp 6: Vergessen Sie die Elektrik nicht

Dass das Einschottern keinen negativen Effekt auf die Spannungsversorgung der Fahrzeuge haben darf, versteht sich bei der elektrischen Modelleisenbahn von selbst. Prüfen Sie daher immer, dass die Schienenverbinder in perfektem Zustand sind, bevor Sie beginnen, ein Gleis zu schottern.

Eine andere Falle lauert, wenn Sie ein Material aus dem Baumarkt verwenden. Denn einige Mauersande können Spuren von Eisen enthalten, das ungewollte elektrische Effekte wie Kriechströme und Kurzschlüsse auslösen kann. Prüfen Sie Materialien wie Mauersand vor dem Kauf mit einem starken Magneten auf Eisen. Wenn der Sand am Magneten klebt, kaufen Sie dieses Material nicht.

 

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Von: Rudolf Ring
 
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