Samstag 25. Juni 2016
Modellbahn-Anlagenplanung: 7 Gleisplan-Tricks der Layout-Profis

Der Gleisplan spielt bei der Planung einer Modellbahn-Anlage eine zentrale Rolle für Vorbildnähe, Bespielbarkeit und Betriebssicherheit. Profitieren Sie von diesen bewährten 7 Gleisplan-Tricks der Modellbahn-Profis.

1. Verfügbare Elemente des Gleissystem prüfen

Sie haben eine Idee im Kopf zu einem komplexen Gleisplan für viel Fahrbetrieb? Prima. Dann prüfen Sie zuerst, ob der mit Ihrem Gleismaterial überhaupt realisierbar ist. Denn keineswegs alle Modellbahn-Gleissysteme bieten z.B. schlanke Weichengeometrien, Doppelkreuzungsweichen, Flexgleise oder mehr als zwei Kurvenradien.

2. Vorbildnähe versus viel Modellbahn-Fahrbetrieb

Stellen Sie sich die Frage, ob Sie einen Gleisplan erstellen möchten, der möglichst nahe an der Realität ist, der z.B. die Güterverladung auf einer Nebenbahn abbildet. Oder ob Sie einen Gleisplan für möglichst viel „Betrieb“ auf der vorhandenen Fläche wünschen, die Vorbildnähe also eher zweitrangig ist. Zudem gilt: Viel Fahrbetrieb zu ermöglichen, gehört für viele Modellbahner zum „guten Stil“ eines Gleisplans, trotzdem sollten Sie eine Gleiswüste vermeiden.

3. Vermeiden Sie das Gleisoval

Der Horroranblick schlechthin für fortgeschrittene Modellbahner ist das „Gleisoval“, das speziell aus dem Gleismaterial von Modellbahn-Anfangspackungen / -Startpackungen zusammengesteckt werden kann. Ersetzen Sie die geraden Gleiselemente auf einer Längsseite des Ovals durch Gleiselemente des größten Kurvenradius, die zwischen den 180-Grad-Kurven ein- und ausschwenken. Alternativ bilden Sie einen leichten Bogen durch ein Flexgleis. Sie werden sehen: Züge wirken auf leicht geschwungenen Trassen viel lebendiger als bei sturer Geradeausfahrt. Zudem verlängern Sie damit auch die Fahrstrecke geringfügig – Sie haben also „mehr vom Zug“.

4. Schöne Kurven durch Übergangsgleisbögen

Setzen Sie Übergangsgleisbögen ein. Damit nimmt die Vorbildnähe der Darstellung der Trassierung zu und Ihre Fahrzeuge erhalten ein günstigeres fahrdynamisches Verhalten. Zudem steigt die Betriebssicherheit, da die Fahrzeuge weniger ruckartig in eine Kurve geführt werden. Das geht nicht nur mit Flexgleisen. Auch mit Standard-Gleissystemen der bekannten Modellbahn-Hersteller realisieren Sie eine Kurve inklusive eines Übergangsbogens. Beispiel: Bei Gleissystemen, die eine 180-Grad-Kurve aus 6 Gleiselementen bilden, setzen Sie den Standard-Radius R2 ein. Ersetzen Sie dann die beiden äußeren Gleiselemente durch Gleisbögen R3.

5. Fahren Sie nicht durch den freistehenden Berg

Berge und der Gleisplan haben auf einer Modellbahn-Anlage eine besondere Beziehung. In einem „Bergmassiv“ einen kleinen Schattenbahnhof zu verstecken oder eine „Bergtrasse“ im Anlagenhintergrund sind eine feine Sache. Dies umso mehr, als dass Brückenbauwerke zu den absoluten Hinguckern bei der Modellbahn-Anlagengestaltung gehören. Widerstehen Sie aber der Versuchung, irgendwo einen Berg hinzupflanzen, durch den unbedingt ein Zug fahren muss. Die Vorbildbahn vermeidet Tunnelbauten grundsätzlich erstmal, und nur bei absoluter Notwendigkeit und bei wirtschaftlichen Vorteilen gegenüber der Umfahrung wird ein Tunnel in einen Berg getrieben. Also: Für Spielbahnen sind „Berge mit Fertigtunnel“ ok, sei die Anlage auch ansonsten noch so „Flachland“. Für fortgeschrittene Modellbahner sind solche Gleisplan-Anomalien allerdings eher gruselig.

6. Befahrbarkeit der Kurvenradien prüfen

Der Platz für eine Modellbahn-Anlage kennt (bis auf wenige Ausnahmen) eine Konstante: Er ist zu klein. Daher werden aus reiner Notwendigkeit enge Kurvenradien verwendet. Doch schränkt die Befahrbarkeit der Kurvenradien eben im schlechtesten Fall auch die Möglichkeiten des Einsatzes mancher Fahrzeuge ein. Das betrifft prinzipiell zwar alle Spurweiten, aber es gilt: Je größer bei konstantem  Platzangebot für die Modellbahn-Anlage die Spurweite ist, desto eher schränken enge Gleisbögen die Freizügigkeit des Einsatzes von Fahrzeugen ein. In der Praxis ist es insbesondere so, dass der Gleisplan einer „großen“ Spurweite wie der Spur 1 (Spurweite 45 mm) einige Besonderheiten berücksichtigen muss.

Prinzipiell gilt: Werden Gleisbögen aus Modellbahn-Anfangspackungen / -Startpackungen verwendet, schränkt dies die Auswahl an Fahrzeugen erheblich ein, die solche engen Kurvengleiselemente überhaupt befahren können. Das gilt insbesondere für große Vorbildmaschinen mit starrem Rahmen, wie es bei klassischen Schlepptender-Dampfloks anzutreffen ist. Wenn Sie diese faszinierenden Modelle einsetzen möchten, kontrollieren Sie vor jeder Gleisplanung den befahrbaren Mindestradius, den der Hersteller für das Modell vorgibt.

7. Betriebssicherheit auf Gleiswendeln

Eine Gleiswendel ist ideal, um größere Höhenunterschiede zu überwinden. Leider braucht sie auch viel Platz. Als Konsequenz daraus sind Gleiswendeln oft nur aus dem Standardradius eines Gleissystems erstellt. Doch das ist problematisch, denn je enger die Kurve, umso eher (und mehr) schleifen die Radkränze an den Innenseiten der Schienenköpfe und der Rollwiderstand der Räder wird drastisch erhöht. Das kann dazu führen, dass bei langen und schweren Zügen sogar Waggons in der Mitte des Zugs aus dem Gleis gehoben/gezogen werden. Um die Betriebssicherheit zu gewährleisten, können als Folge dieser Faktoren dann Loks nur vergleichsweise kurze Züge die Wendel hinaufziehen. Es bieten sich diese Lösungen an: 

  • Lösung 1: Planen Sie die Wendel so, dass ein möglichst großer Radius eingesetzt wird und damit der Rollwiderstand minimiert wird.
  • Lösung 2: Als Trick zur Verringerung des Rollwiderstands weichen Sie von einer Gleiswendel in Form eines Kreises in die Form eines Ovals aus, mit geraden Gleisstücken zwischen den 180-Grad-Bögen. Der Vorteil: Der Zug läuft teilweise auf geraden Gleisabschnitten mit minimalem Rollwiderstand, die Lok hat weniger Last zu ziehen und Sie vergrößern die Auswahl an Garnituren, mit denen Sie Ihre Gleiswendel betriebssicher befahren können.

 

Empfehlung: Zu guter Letzt noch eine Empfehlung, die schon vor vielen Planungsfehlern bewahrt hat: Wenn Sie einen Gleisplan „fertig“ haben, vertrauen Sie ihm nicht blindlings. Überschlafen Sie die Lösung und diskutieren Sie Ihren Gleisplan mit Gleichgesinnten, beispielsweise mit Mitgliedern im Modellbahn-Club, auf  Modellbahn-Messen und -Börsen. Oftmals öffnen solche Fachgespräche einem die Augen, wo noch Schwachpunkte auszumerzen oder Verbesserungen möglich sind.

 

 

Von: Rudolf Ring / Redaktion
 
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