Mittwoch 30. November 2022
Kompatibilität der Modellbahn-Nenngrößen H0 und 00

Die Modellbahn-Nenngrößen H0 und 00 im Direktvergleich

Der berühmte Harry-Potter-Express von Hornby im offiziellen Maßstab von 1:76 wurde in Lizenz sogar von Märklin vermarktet (Foto: Hornby)

Der berühmte Harry-Potter-Express von Hornby im offiziellen Maßstab von 1:76 wurde in Lizenz sogar von Märklin vermarktet (Foto: Hornby)

„Hallo Modellbahnfreunde, ich habe da eine Frage: Ich bin trotz Brexit beruflich häufiger in England. Kann ich die dortigen Eisenbahnmodelle, die als Spur „00“ bezeichnet werden, auch auf meiner H0-Gleichstromanlage (Roco, Fleischmann, PIKO) fahren lassen?“, fragt Herr Meister aus Meppen.

Tatsächlich wird in Großbritannien, dem Mutterland der Vorbildentwicklung der Eisenbahn, anstatt der kontinental marktführenden Nenngröße H0 die Baugröße 00 verwendet. Auch heute produziert in Großbritannien tatsächlich praktisch niemand in H0.

Die Entwicklung beider Spuren begann allerdings gemeinsam aus der Spur 0 heraus. Je nach Hersteller wurde 00/H0 („halb Null“) vor dem zweiten Weltkrieg als Bezeichnung für Spurweiten von 16 und 16,5 mm benutzt. Die verwendeten Maßstäbe schwankten dabei zwischen 1:72 und 1:91.

Im Rahmen von Standardisierungsbemühungen wurde H0 letztlich mit 16,5 mm Spurweite (Maßstab 1:87) und 00 mit dem Maßstab 1:76 festgelegt. Die maßstäbliche Spurweite von 00 wäre 18,9 mm, tatsächlich benutzen aber 00-Hersteller ebenfalls die Spurweite von 16,5 mm, denn damit sind die Exportchancen der Modelle natürlich erheblich besser.

Es ist daher problemlos möglich, britische Eisenbahnmodelle auf einer Zweileiter-Gleichstromanlage einzusetzen. Auch die vom Maßstab her zu erwartenden größeren Modellausführungen als bei H0 fallen kaum ins Gewicht. Denn die Vorbilder der britischen Eisenbahnen sind vielfach kleiner als vergleichbare Fahrzeuge vom Kontinent, und die 00-Hersteller geben sich offensichtlich auch Mühe, durch eine knappe Interpretation des Maßstabs 1:76 einem Mischbetrieb mit H0 nicht optisch im Wege zu stehen.

Es gibt allerdings einen Haken, und das wortwörtlich: Denn die Hornby-Modelle setzen die in UK übliche Hakenkupplung ein, die mit der kontinental üblichen Hakenkupplung inkompatibel ist. Zudem haben die Hornby-Modelle auch keinen NEM-Kupplungsschacht, sodass sich Garnituren unterschiedlicher Hersteller nicht oder nur mit erheblichem Bastelaufwand mischen lassen.

Da der englische Marktführer und 00-Produzent Hornby inzwischen auch drei kontinentale Marken gekauft hat, die H0-Rollmaterial hergestellen (Jouef, Lima, Rivarossi) und in Coburg seine neue Deutschlandzentrale bezogen hat, scheint aber das (geschäftliche) Interesse an H0 im Mutterland der Eisenbahn inzwischen erheblich gewachsen zu sein. 00 bleibt im doppelten Sinne eine Inselspur.

Anmerkung: Teilweise wird in England und den USA anstelle der Ziffer 0 (Null) der Buchstabe großes O verwendet. Es kann also sein, dass ein Produkt irritierend als Nenngröße OO bezeichnet wird.

 

 

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Von: Rudolf Ring
 
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