Donnerstag 09. Mai 2013
Win-Digipet Firmengeschichte

Modellbahn-Lexikon: Win-Digipet Firmengeschichte

Ein Vierteljahrhundert ist nun vergangen, seit das Modellbahn-Steuerungsprogramm Win-Digipet im Jahre 1986 das Licht der Welt erblickte. Für mich als Autor des Programms ein guter Zeitpunkt, den Werdegang von Win-Digipet einmal Revue passieren zu lassen. Eine immer wiederkehrende Frage auf Messen oder Seminaren ist: „Wie kommt ein Zahnarzt darauf, ein Steuerungsprogramm für digitale Modelleisenbahnen zu schreiben?“

Die Antwort auf diese Frage findet sich in der Entwicklung für Modelleisenbahnen. Die Firma Märklin kam 1985 mit einer Revolution im Modelleisenbahnbereich auf den Markt. Keine lästigen Stromkreise mehr, sondern eine unvorstellbare Anzahl von 80 Lokomotiven konnten plötzlich digital in einem Stromkreis gleichzeitig ihre Runden drehen, das Ganze unter der Verwendung von nur 2 „Drähtchen“. Dass es nicht mit zwei Drähten getan war, zeigte sich dann kurze Zeit später bei den Rückmelde- und Magnetartikeldecodern, welche ebenfalls mit Anschlüssen versehen werden wollen.

Ich hatte in meiner Kindheit, wie viele Jungen damals, auch eine Märklin Modelleisenbahn. Als begeisterter Hobby-Programmierer auf dem damaligen Commodore C64 – wer kennt ihn nicht – wurde der Kindheitstraum wieder geweckt, denn jetzt konnte ich beides miteinander verbinden. Ein konventionelles, stationäres Gleisbildstellpult wollte ich nicht erstellen, der Personal Computer sollte es machen und das Gleisbild auf dem Bildschirm darstellen. Der Grund hierfür war eigentlich ganz einfach; wesentlich flexibler bei Änderungen bei einem Verdrahtungsaufwand gleich Null. Zu Beginn stand also der Eigennutz klar im Vordergrund.

Digipet: DOS war der Anfang

Digipet Symbolauswahl unter DOS

Damals wurde noch unter dem Betriebssystem DOS programmiert mit einer heutzutage lächerlichen Grafikauflösung. Anfangs konnten lediglich 520 (EGA Auflösung) später dann 728 (VGA Auflösung) Einzelsymbole auf dem Bildschirm dargestellt werden. Setzt man die heutigen schwindelerregenden Auflösungen unter Windows in Vergleich, so lassen sich heute bis zu 50.000 Symbole darstellen, man hat sozusagen die gesamte Anlage als Gleisbild auf einen Blick.

Der Vorrat an Gleissymbolen hat sich inzwischen ebenfalls von damals 96 Symbolen  um ein Vielfaches erhöht. Heute steht zur Erstellung eines Gleisbildes eine Auswahl von 1.379 Symbolen zur Verfügung. Hiermit lassen sich nahezu alle Steuerungsaufgaben einer modernen Modelleisenbahnanlage in den Computer verlagern.

 

Der erste Bericht über Digipet (DOS) erschien 1987 in einer CHIP Spezial

Nach einem Testbericht im "Märklin Magazin" Anfang der 90er Jahre wurde die Firma Modellplan aus Göppingen unter dem damaligen Geschäftführer Herrn Röhrig auf das Programm Digipet aufmerksam. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde aus dem ehemaligen Eigennutz ein kommerzieller Erfolg. Den Vertrieb der Software in Deutschland übernahm die Firma Modellplan und führt ihn bis heute auch unter neuer Leitung fort.

Lange Zeit waren die Märklin Zentrale 6020/6021 in Verbindung mit dem Märklin PC Interface 6050/6051, sowie das dann folgende Digitalsystem der Firma Lenz führend auf dem digitalen Modelleisenbahnmarkt. Der wesentliche Unterschied zwischen den Systemen ist in den Protokollen zu finden, wobei sich Märklin auf das Motorola Protokoll, die Firma Lenz hingegen auf das DCC-Protokoll stützt.

Die nächste Revolution stand für die digitalen Modellbahner mit der Einführung der Intellibox von der Firma Uhlenbrock ins Haus. Die Intellibox war als Multi-Protokoll Zentrale in der Lage sowohl Motorola, DCC und Selectrix Decoder auf einem Stromkreis gleichzeitig zu betreiben.

Neben einigen Herstellerlösungen waren die oben genannten Digitalzentralen für einen längeren Zeitraum sozusagen die Platzhirsche auf dem Markt. Als Programmierer einer Steuerungssoftware war dieser Zustand noch überschaubar. Dann kam lange Zeit keine neue Digitalzentrale. Aber dann erschienen fast monatlich neue Digitalzentralen verschiedener Hersteller auf dem Markt. Aktuell werden von Win-Digipet über 40 Digitalsysteme unterstützt, hierunter finden sich auch die digitalen Car-Systeme.

Zum damaligen Zeitpunkt erschien Digipet dem überwiegenden Teil der Anwender als völlig ausreichend. Man hatte sein digitales Gleisbildstellwerk, eine Lokomotiven- und Magnetartikelsteuerung sowie die Fahrstraßen um die Züge von A nach B steuern zu können. Die Erstellung einer kleinen Automatik über Anforderungskontakte rundeten Digipet für DOS ab. Und das alles auf der guten alten 3,5“ Diskette mit einer Kapazität von 1,44 Mbyte.

 

Das Hauptmenü von Digipet in der DOS-Version

 

Die Win-Digipet-Revolution im Jahr 1998

Die nächste Revolution für Digipet markiert das Jahr 1998, es erscheint das erste Win-Digipet Programm in der Version 5.0 unter der grafischen Benutzeroberfläche von Microsoft Windows. Hiermit verbunden ist auch die Änderung des Produktnamens auf Win-Digipet.

Es war eine familiäre Entscheidung nun unter der Windowsoberfläche weiter zu arbeiten, denn mit dem Eintritt in die relativ neue Grafikwelt standen auch neue Programmiertechniken zur Verfügung. Meine Frau war nach kurzer, intensiver Überzeugungsarbeit dafür und ich war dann immer froh, wenn sie frühzeitig ins Bett ging und ich mich in teilweise langen Nächten der Programmierung widmen konnte.

Heute ist Win-Digipet - inzwischen in der Version 11 (Win-Digipet 2009) erhältlich - wesentlich komplexer und universeller in der Handhabung geworden. Neben intelligenten Drehscheiben- und Kransteuerungen, ausgeklügelten Automatiken über Zugfahrten und Fahrplänen stehen die Erstellung von Profilen und komplexen Schaltungen über den sogenannten Stellwerkswärter zur Verfügung, die im Hintergrund modellbahntechnische Aufgaben automatisch erledigen.

Win-Digipet mit iPhone steuern

Moderne Zeiten erfordern innovative Ideen, so lässt sich Ihre gesamte Anlage in der aktuellen Version inzwischen über eine Applikation für ein modernes Mobiltelefon (Smartphone) oder einem Tablet-PC steuern, beispielsweise dem iPad der Firma Apple oder einem Gerät mit Android-Betriebssystem. Diese Erweiterungen für das Programm sind in verschiedenen Versionen gerätespezifisch kostenlos zu beziehen.

Die leichte Bedienbarkeit von Win-Digipet wird hierbei mit Hilfe der Microsoft Windows Technologie sichergestellt. Aufgrund der Tatsache, dass die meisten Modellbahner keine Computerspezialisten sind, hat die leichte Bedien- und Erlernbarkeit immer die höchste Priorität bei der Weiterentwicklung des Programms.

 

 

Weltweiter Vertrieb von Win-Digipet

Win-Digipet wird heute nicht nur in den deutschsprachigen Ländern vertrieben, sondern weltweit in 6 Sprachen.  Die Vermarktung von Digipet DOS zu Beginn war schwer. Die Anlage musste digitalisiert und ein PC vorhanden sein. Zu dieser Zeit waren die Computer noch relativ teuer und die Scheu davor noch größer.

Mittlerweile hat wohl jeder Haushalt mindestens einen PC, der heutzutage recht erschwinglich ist, und es ist in den meisten Fällen eine digitalisierte Modellbahnanlage vorhanden. Somit ließe sich mit gutem Willen auch die junge Generation wieder für das Hobby Modelleisenbahn begeistern.

Gute Voraussetzungen also, dass Win-Digipet und selbstverständlich auch die anderen Steuerungsprogramme im Wettbewerb weiterhin das Interesse finden und somit auch weiterentwickelt werden können.

Gleisbilddarstellung und Fahrregler in Win-Digipet

 

Support, Hotline und großes Win-Digipet-Forum

Ein Softwareprogramm kann nur bestehen, wenn es vor der Veröffentlichung auf Herz und Nieren geprüft wird. Hier schätze ich meine zahlreichen Betatester, die eben diese Aufgabe mit Bravour erledigen. Der Anwender bleibt nie mit sich und Win-Digipet alleine, denn eine Telefon-Hotline, Mail-Kontakte und das große Win-Digipet Forum mit zur Zeit über 7.200 registrierten Teilnehmern helfen in jeder Modellbahn-Lebenslage.

Die Zukunft von Win-Digipet

Nach einer so langen Zeit und dem vorangegangenen Rückblick stellt sich zwangsläufig die Frage, wie wird es im Bereich der digitalen Modellbahnwelt weitergehen.

Die Marken sind gesetzt, unter anderem hat Märklin mit der Central Station 2 erneut ein Paradepferd gestartet. Neue Technologien, wie zum Beispiel RailCOM, das die bidirektionale Kommunikation zwischen Fahrzeugen und Decodern erlaubt, sind auf dem Vormarsch und werden in ihrer jeweiligen Entwicklung sicherlich noch das ein oder andere Highlight hervorbringen. Persönlich erwarte ich noch weitere Digitalzentralen und Komponenten, welche die Integration in ein modernes Steuerungsprogramm erforderlich machen. Damit stehen wir auch wieder vor neuen Herausforderungen. Sie als begeisterter Modelleisenbahner können sicher sein, dass wir diese auch annehmen werden. Seien Sie also gespannt darauf, was sich in der Zukunft alles rund um Win-Digipet entwickeln wird.

(Text: Dr. Peter Peterlin)

 

Wichtige Links zu Win-Digipet

 

Tipp: Weitere Infos zu Win-Digipet finden Sie im Win-Digipet YouTube-Kanal.

 
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