Donnerstag 02. Januar 2014
V200 (Vorbildmaschine)

Modellbahn-Lexikon: Die Großdiesellok V200 steht als Vorbild für eine Vielzahl von Lokomotiv-Modellen

Die V200 als H0-HighEnd-Modell von ESU

Die V200 als H0-HighEnd-Modell von ESU

Die V200 war DAS Lok-Gesicht der Deutschen Bundesbahn (DB) in den 50er-Jahren. Keine andere Diesellok prägte das Bild der jungen DB so sehr, wie die lange Lok mit den charakteristischen Aluminium-Zierstreifen, die an den Stirnseiten zu einem stilisierten „V“ zuliefen. Anfangs waren die Loks sehr oft vor hochwertigen (Leicht-) Schnellzügen zu sehen, die aus blitzblanken blauen oder grünen Schnellzugwagen bestanden.

Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wollte die 1949 gegründete Deutsche Bundesbahn (DB) die Traktionsumstellung auch im mittelschweren Reise- und Güterzugdienst vorantreiben. Auf dem Plan stand dabei auch eine vierachsige 140 km/h schnelle Diesellok mit dieselhydraulischer Kraftübertragung. Nach der geforderten Leistung von etwa 2.000 PS bezeichnete die DB die Loks als V200.

Da noch keine ausreichend starken Dieselmotoren verfügbar waren, entschied sich die DB mit dem für die Entwicklung verantwortlichen Lokhersteller Krauss-Maffei für eine zweimotorige Ausführung. Diverse Nebenaggregate fanden sich auch in der ab 1952 in fünf Exemplaren gebauten V80 sowie den beiden Triebwagenbauarten VT08 und VT12.5. Letztere teilen sich mit der V200 auch die Hauptdieselmotoren, da die 800 PS starken Motoren der V80 als zu schwach für den geforderten Einsatzbereich eingeschätzt wurden. Während in den ab 1953 gebauten V200-Vorserienloks noch auf eine Leistung von 1.000 PS eingestellte Motoren installiert wurden, kamen in den Serienloks bereits 1.100 PS (bei 1.500 1/min) starke 12-Zylindermotoren von Daimler-Benz (MB 820 Bb), MAN (12 V 18/21) oder Maybach (MD 650) zum Einsatz. Letztere stellten die häufigste Motorisierung in den V200 dar.

Da die DB noch keine Erfahrungen mit derart großen Streckendieselloks hatte, unterzog sie die fünf Vorserienloks einem umfangreichen Versuchsprogramm, das auch Einsätze vor Regelzügen vorsah. So erreichten die Loks im Schnitt eine tägliche Laufleistung von 722 km. V200 005 brach im April 1955 zu einer einmonatigen Reise mit Vorführfahrten in der Türkei, Griechenland und Jugoslawien auf, auf der sie rund 10.000 km zurücklegte.

Mit V200 006 begann im September 1956 die Auslieferung der Serienloks. Diese unterschieden sich äußerlich im Wesentlichen durch eine geänderte Dachlüfteranlage, geänderte kleine Maschinenraumfenster, die Installation des dritten Spitzenlichts oberhalb der Frontfenster und die abgedeckten Öffnungen oberhalb der unteren Lampen. Für die Zugheizung diente ein mittig in der Lok installierter Dampfheizkessel von Hagenuk, der in der Lage war, einen Schnellzug mit zehn bis zwölf Wagen zu heizen. Eine Besonderheit war die Ausrüstung aller V200.0 mit einer Vielfachsteuerung der Bauart 1949, die Doppeltraktionen und den Wendezugbetrieb ermöglichte.

Mit Krauss-Maffei (V200 001 – 005, V200 026 – 086) und MaK (V200 006 bis 025) lieferten nur zwei Hersteller die 86 Lokomotiven an die DB. Die MaK-Loks unterschieden sich an der Front markant durch eine flachere Ausführung des „V“ von den Krauss-Maffei-Loks. Erstzuteilungen von Serienloks erhielten die Bahnbetriebswerke (Bw) Frankfurt-Griesheim (15 Stück), Hamburg-Altona (19), Hamm P (32) und Villingen/Schwarzwald (20). Im gebirgigen Schwarzwald mussten die Loks vor schweren Zügen Dienste verrichten, für die sie ursprünglich nicht ausgelegt waren. Auch hier trat der einzige echte Mangel der ansonsten zuverlässigen V200 wieder zutage – die Loks waren einfach nicht stark genug.

Das führte zur Entwicklung der verstärkten V200 (Leistung 2.700 PS), die mit den Ordnungsnummern 101 bis 150 ab 1962 bei Krauss-Maffei entstanden. Nach deren Einführung erhielten die älteren V200 die Baureihenbezeichnung V200.0. Selbstverständlich gab es auch diverse Bauartänderungen. Bereits ab Werk erhielten beispielsweise V200 056 bis 086 größere Fronttüren und wurden statt mit dem auffälligen Schriftzug „Deutsche Bundesbahn“ mit einfachen DB-Logos an den Seiten geliefert. Nachträgliche Arbeiten waren das Verschließen der Wassertaschenklappen zwischen den großen Führerstandsfenstern, die Entfernung der Abdeckungen der Tankeinfüllstutzen, der Einbau von Indusi-Magneten und die Entkopplung der Drehgestelle vom Lokkasten.

Ab den frühen 1970er-Jahren entfernte man die Aluminium-Zierleisten und verpasste den Loks als Trennung zwischen roten und grauen Partien eine Zierlinie. Da die Linien einheitlich im Krauss-Maffei-Stil ausgeführt waren, rollten 1980 nur noch wenige Loks, wie beispielsweise das ESU-Vorbild 220 022 mit MaK-„V“ durch die Lande. 220 022 war auch eine der 19 Maschinen der Baureihe, die 1981 an die Dänischen Staatsbahnen (DSB) zur Behebung eines Lokmangels verliehen wurden.

Nachdem die DB die 220 schon ab 1978 abstellte, bot sie die teilweise gerade einmal 20 Jahre alten Loks ausländischen Bahnen zum Kauf an. Insgesamt 30 Loks fanden Abnehmer in Italien, Frankreich (Algerien) und Spanien. Während die Loks in Algerien und Spanien Bauzugdienste leisteten, waren und sind die Italienerinnen bei der Ferrovie Emilia-Romagna (FER) auch im Regelzugdienst beschäftigt. Eine Sonderstellung nehmen die sieben 1986 an die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) verkauften 220 ein, die in der Werkstatt der Regentalbahn umfangreich modernisiert wurden. Die auffälligsten Änderungen betrafen den Umbau des dritten Spitzenlichts und die geänderte Abgasführung mit großen Schalldämpfern. Mit Ausnahme des ESU-Vorbilds 18462 kehrten alle der als Am 4/4 bezeichneten Loks nach einer Dienstzeit von maximal zehn Jahren wieder nach Deutschland zurück. 1999 kauften die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EVB) Am 4/4 18466 (ex. 220 053) und setzte sie im norddeutschen Raum vor Güterzügen ein. 2006 verkaufte die EVB die Lokomotive an die Brohltal-Eisenbahn (BE), die sie als D9 seither im Güterzugdienst einsetzt. Seit 2007 trägt die Lok ein auffälliges grünes Farbkleid, dessen Farbaufteilung die der klassischen DB-Lackierung aufnimmt.

Hinweis: Einen ausführlichen Test der V200 in der Nenngröße H0 von ESU finden Sie im Archiv in der Magazinausgabe Januar 2014 (Nummer 63). 

Literaturempfehlungen 

Von: Pressemeldung ESU / Jochen Frickel
 
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