Sonntag 29. Dezember 2013
Triebtender

Modellbahn-Lexikon: Ein Triebtender enthält den Antrieb für eine Modellbahn-Dampflokomotive

Zu den vielen technischen Entwicklungen des Vorbildbetriebs, die nur Exoten blieben, zählt der Triebtender (engl. powered tender). Wenig bekannt ist, dass es tatsächlich bei der Reichsbahn (DRG) einen Triebtender gab, der bei einer Dampflok der Baureihe 38 als Zusatzantrieb (T16 Abdampftender) eingesetzt wurde. Es handelte sich hierbei um ein Hilfstriebwerk, das nicht eigenständig fahrbereit war.

Für Modelleisenbahner hingegen sind Triebtender keineswegs exotisch, sondern kommen sogar recht häufig bei Dampflok-Modellen als alleiniger Antrieb zum Einsatz. Damit sind dann bei dem Modell nicht wie beim Vorbild die Koppelachsen angetrieben, sondern die Achsen des Tenders. Beim Modell hat dies mehrere Vorteile: Im Tender ist reichlich Platz für den Antrieb, was speziell bei kleinen Nenngrößen wie N manchmal ein Problem ist. Zudem hat der Tender oft einen starren Rahmen, was die Lagerung der Antriebsachsen und die Kraftübertragung vereinfacht. Hinzu kommt, dass die Räder des Tenders vorbildgerecht relativ klein sind, was ein günstiges Untersetzungsverhältnis beim Getriebe und gute Langsamfahreigenschaften erleichtert. 

Aus der Sicht des Modellbaus ist es zudem für die Modell-Entwickler einfacher, ein schönes Dampflokmodell mit freiem Kesseldurchblick herzustellen, wenn nicht irgendwo zwischen Führerhaus und Kessel der Antrieb des Modells untergebracht werden muss. 

Für den Modellbahn-Service sind Triebtender eine Vereinfachung, da es leichter ist, das Gehäuse des Tender, als das der Dampflok abzunehmen. Zudem ist bei modernen Modellen meist auch der Digitaldecoder im Triebtender untergebracht, sodass praktisch alle Service- und Tuningmaßnahmen direkt im Tender erledigt werden können.

Trotzdem sind Triebtender bei der Mehrzahl der Betriebs-Modellbahner eher unbeliebt, da die Antriebsart eben nicht vorbildgerecht ist. Das wird besonders deutlich, wenn ein Modell mit Triebtender auf einem Rollenprüfstand steht, denn die bei Dampfloks auffälligen Koppelräder sind dann eben nicht angetrieben und stehen vorbildwidrig still.

Von: Rudolf Ring
 
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