Freitag 13. September 2019
Kontaktfett

Kontaktfett sorgt gleichzeitig für die Schmierung und die Verbesserung der elektrischen Leitfähigkeit und hilft daher bei der elektrischen Modelleisenbahn, eine zuverlässige Betriebsfähigkeit sicherzustellen.

Sie erkennen Kontaktfett an der pastösen Konsistenz und der kupfernen bis bronzenen Farbe

Sie erkennen Kontaktfett an der pastösen Konsistenz und der kupfernen bis bronzenen Farbe

Kontaktfett (auch: E-Kontakt-Fett, engl. contact grease) ist ein elektrisch leitfähiges Spezial-Schmiermittel mit besonderen Eigenschaften für den Einsatz bei elektrischen Verbindungen. Es wird bevorzugt eingesetzt für die Schmierung von Relais, Schaltern, Unterbrechern und elektrischen Kontaktflächen aller Art, die mit geringem Anpressdruck arbeiten, vom Hauptschalter einer großen Maschine bis zum Mikroschalter. Hauptziel jedes Einsatzes von Kontaktfett ist das dauerhafte Sicherstellen eines zuverlässigen, störungsfreien und verschleißarmen elektrischen Kontakts.

Abgrenzung von Kontaktfett zu Polfett

Oftmals wird Kontaktfett mit Batterie-Polfett (Vaseline) gleichgesetzt und teilweise in Produktbeschreibungen ein gleichartiger Einsatz impliziert. Das ist jedoch falsch, denn es handelt sich bei Polfett und Kontaktfett um zwei völlig unterschiedliche Produkte. Wichtigster Unterschied: Polfett ist, wie alle reinen Fette und Öle, elektrisch nichtleitend. Kontaktfett hingegen ist durch den Zusatz von Kupferpulver, in selteneren Fällen wird auch Aluminium-Pulver verwendet, elektrisch leitfähig. Das Polfett wird beim Anziehen einer Klemme am Pol weitestgehend herausgepresst, so dass es den Kontakt nicht stört. Kontaktfett dagegen bleibt als leitendes Fett auf den Kontakten.

Polfett, das insbesondere aus der Anwendung bei Starterbatterien unter anderem in Autos, Motorrädern, Diesellokomotiven und Flugzeugen bekannt ist, dient also im Unterschied zum Kontaktfett keineswegs dazu, den elektrischen Kontakt zu verbessern. Es dient dem Schutz der Anschlusspole vor Korrosion, die bei Bleiakkus vor allem durch Schwefelsäure-Ausgasung entsteht. Daher wird Polfett auch als Säureschutzfett bezeichnet. 

Zusammensetzung, physikalische und chemische Eigenschaften von Kontaktfett

Die Basis für Kontaktfett bilden hochstabile Synthetiköle. Daher ist es lipophil (öllöslich), aber wasserabweisend, auch gegenüber Salzwasser ist es sehr beständig. Je nach Hersteller unterscheidet sich das Aussehen von Kontaktfett. In jedem Fall beinhaltet es hochreines elektrolytisch-leitendes Kupferpulver. Typisch ist daher in den meisten Fällen eine bronze-ähnliche, kupferne und glänzende Farbe. Die Bestandteile und Mischungsverhältnisse weichen je nach Hersteller ab. Typischerweise finden folgende weitere Inhaltsstoffe Anwendung (alphabetische Reihenfolge):

  • Anilin
  • Benzamine
  • Benzotriazol
  • Di-iso-octylaminomethyltolutriazol
  • Ethylhexyl
  • Hydroxystearate
  • Lithium
  • Methylamin
  • Methylen
  • N-Phenyl
  • Propylencarbonat
  • Trimethylpenten 

 

Kontaktfett hat eine sehr gute Verträglichkeit gegenüber anderen Materialien, auch gegenüber Kunststoffen. Es lässt sich in einem weiten Temperaturbereich einsetzen, der Flammpunkt liegt bei über 200° Celsius. Kontaktfett ist auch bei gemäßigten Minustemperaturen stabil. 

Materialeigenschaften von Kontaktfett für die praktische Anwendung 

  1. Wie jedes Fett ist auch Kontaktfett ein pastöser Schmierstoff, der auf Schmieröl und einem Eindicker basiert. Daher bewirkt Kontaktfett eine gute mechanische Schmierung. Die Wirkung als Schmierfett ist jedoch nicht mit der hocheffizienten Wirkung von für bestimmte Anwendung spezialisierten Fetten vergleichbar. 
  2. Kontaktfett schützt die behandelten Flächen oder Kontakte vor Verschleiß und Korrosion. Die Schalterverschmutzung im Betrieb nimmt ab. Schmoren von Kontakten wird verhindert und Wartungsintervalle und daraus folgende Service-Tätigkeiten können in vielen Fällen reduziert werden. Insofern kann die Anwendung von Kontaktfett nicht nur unter technischen, sondern auch unter wirtschaftlichen Aspekten sinnvoll sein.
  3. Kontaktfett bietet einen hervorragenden Schutz vor der Qxidation von Kontakten und Kontaktflächen. Insbesondere gegen Kupferkorrosion (grüner Ausschlag auf Kupfer) wirkt es sehr zuverlässig.
  4. Der für geschlossene Kontakte typische Spannungsabfall wird durch Kontaktfett reduziert und bleibt während langer Betriebsphasen konstant. 
  5. Kontaktfett verbessert den elektrischen Kontakt zwischen zwei Kontaktflächen bzw. Kontaktelementen. Dies verlängert die Betriebslebensdauer der Steck- oder Schaltkontakte, um somit eine maximale und zugleich zuverlässig funktionierende Anzahl Steck- oder Schaltzyklen zu erreichen.
  6. Kontaktfett wirkt durch seine Zusammensetzung und cremige Konsistenz kühlend auf Kontakte. Es unterstützt bei manuell geschalteten Kontakten eine dauerhaft gleiche Haptik mit einem konstanten Schaltgefühl.

 

Praktische Handhabung von Kontaktfett

Wichtig beim Einsatz von Kontaktfett ist, dass die zu behandelnde Oberfläche bzw. die Kontakte sauber bzw. blank sind. Jede Verschmutzung wird sonst mit dem Kontaktfett eingeschlossen und verschlechtert die positiven Effekte für die Leitfähigkeit und den Schutz des Kontaktes.

Auf Flächen sollten Sie Kontaktfett mit einem Lappen auftragen, um einen dünnen Film zu erreichen. Auf Kontakte tragen Sie Kontaktfett am einfachsten mit einem Pinsel dünn auf, dadurch erreichen Sie auch schlecht zugängliche Stellen. Für die jeweils beste Handhabung wird Kontaktfett in Dosen, Spritzen, Tuben und als Spray angeboten.

Beispiele für typische Praxisanwendungen von Kontaktfett 

  • Kontaktfett wird in der Elektrik und Elektromechanik bei Schaltern, Reglern, Relais und Unterbrechern als Korrosions- und Kontaktverschleißschutz eingesetzt. Da es die Schaltfunkenbildung reduziert, ist sein Einsatz auch in der Hochspannungselektrik anzutreffen.
  • Da Kontaktfett hoch wasserbeständig ist, wird es auch als Schutzfilm verwendet, wenn Feuchtigkeit oder eventuell eindringendes Wasser von elektromechanischen Kontakten ferngehalten werden soll.
  • Kontaktfett ist nützlich bei der Pflege und Wartung von Batterien und Akkus. Sie können damit insbesondere die Kontakte von Batterien und Akkus schützen, die zwischendurch lange nicht benutzt werden und die Gefahr von auslaufenden Stromspeichern oder korrodierenden Kontakten besteht.
  • Glühlampen neigen dazu, sich im Laufe der Zeit insbesondere in Schraubfassungen festzusetzen und beim Herausdrehen am Glaskörper zu brechen. Kontaktfett auf dem Gewinde der Glühlampe sorgt dafür, dass solche Schäden nicht mehr auftreten.
  • Aufgrund seiner Zusammensetzung ist Kontaktfett nicht für den Einsatz in Wälz- oder Kugellagern mit hohen mechanischen Beanspruchungen oder hohen Temperaturen geeignet. Das betrifft insbesondere Geräte bzw. Maschinen im Dauerbetrieb.

Produktempfehlungen

Wago Alu-Plus Kontaktpaste, 249-130


Von: Rudolf Ring
 
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