Sonntag 20. Dezember 2020
Gleisharfe

Eine Gleisharfe gehört im Gleisplan zu den häufig anzutreffenden Gleiskompositionen. Doch was genau ist eine Gleisharfe und auf welchen Anlagen und bei welchen Aufgabenstellungen ist sie nützlich und bietet solide Lösungen?

Ringlokschuppen mit vorgelagerter Gleisharfe auf einer Märklin-H0-Schauanlage

Ringlokschuppen mit vorgelagerter Gleisharfe auf einer Märklin-H0-Schauanlage

Eine Gleisharfe (engl. track harp) ist kein Musikinstrument für Eisenbahn- oder Modellbahn-Fans.

Der Begriff ist daraus entstanden, dass bei einer Gleisharfe parallel mehrere Gleise mit derselben Länge angeordnet werden, was von oben betrachtet an die Anordnung der Saiten auf einer Harfe erinnert.

Allgemein bezeichnet man also das Aufteilen eines Stammgleises in mehrere, parallel verlaufende Gleise, als eine Gleisharfe, manchmal wird auch der Begriff Gleisfeld benutzt. Die Gleise einer Gleisharfe müssen dabei nicht unbedingt vollständig parallel liegen (Form eines Parallelogramms), auch die Form eines Trapezes ist häufig anzutreffen.

Gleisharfe bei vielgleisigen Bahnhöfen

Tatsächlich wird eine Gleisharfe ebenso wie das Musikinstrument erheblich bespielt, ja, diese Figur im Gleisplan trägt sehr zur Bespielbarkeit einer Modellbahn-Anlage bei. Eine gelegentlich anzutreffende Realisation einer Gleisharfe finden Sie rund um Bahnhöfe. Dabei kann die Gleisharfe entweder im Gleisvorfeld eines Bahnhofs liegen, oder sie wird benutzt, um mehrere Bahnsteige anzufahren.

Gleisharfe im Rangierbahnhof

Große Bedeutung hat die Gleisharfe in Rangierbahnhöfen. Beispielsweise können Güterwaggons über einen Ablaufberg gedrückt werden, um dann in einer Gleisharfe zu neuen Zügen zusammengestellt zu werden, bevor es wieder auf eines der Richtungsgleise geht.

Gleisharfe im Schattenbahnhof

Gleisharfen sind häufiger im Einsatz, als man sie beim ersten Betrachten einer Modellbahn-Anlage sieht. Denn eine Gleisharfe ist das Standardmittel für die Gestaltung eines effizient arbeitenden Schattenbahnhofs. Auf der Gleisharfe in einem Schattenbahnhof stehen dann die Züge in einer unsichtbaren Warteposition, um von dort in den sichtbaren Bereich der Anlage zu fahren und einen abwechslungsreichen Betrieb mit vielen unterschiedlichen Zügen zu organisieren.

Zwei große Gleisharfen in der Nenngröße H0, realisiert mit dem Gleismaterial Roco Line

Vorteile einer Gleisharfe

Eine Gleisharfe in das Gleisbild zu integrieren, hat für den Betrieb Ihrer Modellbahn-Anlage eine Reihe von Vorteilen:

  • Eine Gleisharfe eignet sich bestens, um das vorhandene Rollmaterial zu präsentieren, denn Lokomotiven, Waggons und Garnituren sind ja die eigentlichen Perlen des Modellbahn-Betriebs.
  • Das ständige Auf- und Abgleisen von Rollmaterial für das Bilden neuer Züge ist umständlich, lästig und eine fehleranfällige Tätigkeit. Durch eine Gleisharfe sparen Sie sich viel von dieser zeitraubenden Verfahrensweise.
  • Mit einer Gleisharfe kommt richtig Schwung in Ihren Anlagenbetrieb, es können in kurzen Abständen viele unterschiedliche Züge zum Einsatz kommen und so ist auf Ihrer Anlage immer "was los".
  • Eine Gleisharfe ermöglicht realitätsnahe Funktionen und Betriebsabläufe, beispielsweise in einem Rangierbahnhof oder an einem Ablaufberg. Für vorbildorientierte Modellbahner ist die Gleisharfe daher ein wichtiges Element des Gleisplans einer Modellbahn-Anlage.

 

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Wichtige Punkte für Planung und Betrieb einer Gleisharfe

Beachten Sie für den besten Nutzen einer Gleisharfe für Ihre Modellbahn-Anlage die folgenden Punkte:

  • Die wichtigste Grundregel lautet: Die Länge der Gleise in einer Gleisharfe wird vom längsten eingesetzten Zug bestimmt. Zwar ist es prinzipiell möglich, bestimmte Züge nur über ein Umfahrgleis an der Gleisharfe vorbeizuführen und nicht einfahren zu lassen, das macht jedoch den Betriebsablauf einerseits komplizierter und andererseits weniger abwechslungsreich.
  • Wird eine Gleisharfe wie ein Parallelogramm aufgebaut, sind alle Gleise gleich lang. Es passt also der Zug in angenommener Maximallänge in jedes Gleis. Wird eine Gleisharfe hingegen trapezförmig angelegt, werden die Gleise zur Spitze des Trapezes hin kürzer. Dann können lange Züge nicht mehr freizügig alle Gleise benutzen, sondern müssen in der Gleisharfe den passenden Gleisen zugeordnet werden.
  • Wer eine hochwertige Digitalzentrale oder eine entsprechende Software einsetzt, kann die Einfahrt in eine Gleisharfe Regeln unterziehen. Es kann beispielsweise zufallsgesteuert in ein freies Gleis eingefahren werden, oder die Gleisharfe in einem Schattenbahnhof wird nach einer bestimmten Reihenfolge befüllt.
  • Zwar bietet sich in einer digitalen Modellbahn-Anlage die automatisierte Steuerung der Nutzung einer Gleisharfe an, doch auch bei rein manuellem Betrieb verfehlt eine Gleisharfe ihren Charme in den Betriebsabläufen nicht, beispielsweise beim Teppichbahning. Wichtig ist dann jedoch die Anordnung und Einsehbarkeit der Weichen. Deren Anordnung sollte so gewählt werden, dass auch Züge der maximal nutzbaren Länge den Blick auf Weichen und Weichenlagen nicht versperren. Dann ist auch der sichere Einsatz von preiswerten Handweichen kein Problem.

 

 

Von: Rudolf Ring
 
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