Dienstag 13. Dezember 2011
Geisterwagen

Modellbahn-Lexikon: Ein Geisterwagen ist ein Waggon mit einem unsichtbaren Antrieb

Fahrwerk mit Motor für den Selbstbau eines Geisterwagens in H0, Ausführung für Mittelleiter- und Zweileiter-Systeme lieferbar

Fahrwerk mit Motor für den Selbstbau eines Geisterwagens in H0, Ausführung für Mittelleiter- und Zweileiter-Systeme lieferbar

Als einen Geisterwagen bezeichnen Modellbahner Waggon-Modelle, die über einen eignen, versteckt eingebauten Antrieb verfügen. In aller Regel werden als Geisterwagen gedeckte Güterwagen verwendet, da diese im Inneren viel Platz für die notwendigen Komponenten bieten. Geisterwagen bieten ebenfalls eine Lösung, wenn bei einem Lokomotiv-Modell der Antrieb irreparabel defekt ist und keine andere wirtschaftliche Lösung sinnvoll ist, um den Zug anzutreiben. Geisterwagen sind sozusagen "versteckte" Triebfahrzeuge.

Der zentrale Vorteil eines Geisterwagens liegt auch darin, dass man einen Zug mit einem Geisterwagen motorisieren kann und ganz unterschiedliche unmotorisierte Lokomotiven vor die Garnitur spannen kann – man spart quasi die Motorisierung mehrerer Loks ein und kann sich auch bei der Wartung weitgehend auf den Geisterwagen beschränken. Zudem sorgen Geisterwagen für soliden Beitrieb, wenn eine zugschwache Kleinlok vor den Zug gespannt ist.

Ihre Vorteile beim Einsatz eines Geisterwagens

Geisterwagen können auf allen Nenngrößen und Spurweiten sinnvoll eingesetzt werden. Beim Einsatz eines motorisierten Geisterwagens ergeben sich die folgenden Vorteile:

  1. Ein wichtiger Vorteil in der Benutzung eines Geisterwagens liegt darin, dass man einen Zug mit dem Trick motorisieren kann und ganz unterschiedliche unmotorisierte Lokomotiven vor die Garnitur spannen kann – man spart quasi die Motorisierung mehrerer Loks ein.
  2. Der Zug kann mit unmotorisierten Lokomotivmodellen bespannt werden. Solche Modelle stammen häufig aus Modellbausätzen und kosten nur einen Bruchteil der motorisierten Modelle der Modelleisenbahn-Hersteller. Von Herstellern wie Kibri oder Revell werden unter anderem auch Lok-Modelle im verbreiteten H0-Maßstab 1:87 angeboten, die als Standmodelle bzw. Rollmodelle ohne Antrieb ausgeführt sind. Wer also z. B. das Modell des Kibri-Bauzugs zum Fahren bringen möchte, muss eine Motorisierung nachrüsten.
  3. Auch lässt sich ein Lokmodell mit defektem Antrieb weiterhin einsetzen, wenn sich die Reparatur nicht lohnt. Entfernen Sie die defekten Antriebselemente des Modells und lassen einen Geisterwagen für die Fortbewegung sorgen. Die Elektrik für die Beleuchtung des defekten Lokmodells kann in den meisten Fällen problemlos weiterbenutzt werden.
  4. Mit Geisterwagen können Sie die Zugkraft einer vorhandenen Kleinlokomotive so erhöhen, dass vorbildnahe Züge möglich sind. Züge, die z. b. mit einer wenig zugkräftigen KÖF (Kleinlok mit Ölfeuerung) bespannt sind, zeigen sich erheblich betriebssicherer.
  5. Geisterwagen bieten ebenfalls eine Lösung, wenn bei einem Modell der Antrieb irreparabel defekt ist und keine andere wirtschaftliche Lösung sinnvoll ist.
  6. Geisterwagen können die Wartung vereinfachen, da anstelle mehrerer zu einer Garnitur passender Lokomotiven nur noch der eine Geisterwagen gewartet werden muss.
  7. Geschickt eingesetzt, sparen Geisterwagen Geld. Denn anstelle mehrerer angetriebener Fahrzeuge mit entsprechenden Kosten, kann für unterschiedliche Zugbildungen mehrmals derselbe Geisterwagen verwendet werden. Insbesondere der Mehrfachkauf teurer digitaler Sounddecoder kann reduziert werden.
  8. Für die H0-Modellbahner des Mittelleitersystems kann ein Geisterwagen aus der Klemme helfen, wenn bei der Umrüstung eines Zweileiter-Modells kein Schleifer unter die Lok passt. Der Antrieb des Zweileiter-Triebfahrzeugs wird dann lahmgelegt (dazu reicht oft schon das Herausnehmen der Kardanachse(n)) oder eines Zahnrades und Antrieb und Stromversorgung übernimmt der Geisterwagen.
  9. Bei den großen Spuren kommt noch ein Aspekt hinzu, wenn die Stromversorgung nicht über die Schienen, sondern über Akkus durchgeführt wird. Durch die sichere Akku-Stromversorgung in Kombination mit einem Geisterwagen können auch kleine Loks auch bei verschmutzten Gleisen vorbildnah sehr langsam und ruckfrei fahren. 

Nachteile beim Einsatz eines Geisterwagens

Wirkliche Nachteile hat der Einsatz von Geisterwagen nicht. Es ändern sich aber manche Betriebsumstände:

  • Der Geisterwagen schränkt die freie Zugbildung ein, da er sinnvollerweise immer als erster Waggon nach der Lok gekuppelt ist. Das trifft auf Geisterwagen mit Soundfunktion ganz besonders zu.
  • Ein Geisterwagen ohne Soundfunktion kann prinzipiell auch an anderen Positionen in den Zug eingestellt werden. Das jedoch verschlechtert meist Betriebssicherheit und Traktion.

Um einen Geisterwagen zu bauen, kann z. B. eine einfache Lok des entsprechenden Systems „geschlachtet“ werden, brauchbaren „Modellbahn-Schrott“ hierzu bieten Online-Auktionshäuser wie eBay. Alternativ bieten auch kommerzielle Hersteller die technischen Innereien für den Bau eines Geisterwagens an, damit ist der Bau zwar in aller Regel teurer, aber deutlich einfacher. Bekannte Anbieter von Geisterwagen-Bausätzen sind Modellbautechnik Kuhn (www.modelltek.de), PMT (www.pmt-modelle.de), SB-Modellbau (www.sb-modellbau.com) und Weinert (www.weinert-modellbau.de).

Weiterführende Literatur

Modellbahn Lokomotiven: Pflegen, warten und erhalten

Erste Hilfe Modellbahn-Lokomotiven - Ratgeber zu Reparatur, Tunen und Digitalisierung

Standardwerk für Modellbahner: Das große Praxishandbuch Modellbahn, Planung - Gestaltung - Betrieb

Digitale Modellbahn - Energie für den Motor - Elektrik, Elektronik, Digitales und Computer

Die Modellbahn - Band 3: Umbauen und verbessern: Gleichstromloks für Wechselstrom, Beleuchtung, Faulhaber-Motoren

Von: Rudolf Ring
 
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