Montag 18. November 2013
Fleischmann Firmengeschichte

Modellbahn-Lexikon: Fleischmann entwickelte sich in 125 Jahren Firmengeschichte von einer Gravieranstalt zu einem der führenden Modellbahnhersteller

Fleischmann-Modell einer Dampflok der Baureihe 41 aus dem Jahr 1952 für die Nenngröße H0

Fleischmann-Modell einer Dampflok der Baureihe 41 aus dem Jahr 1952 für die Nenngröße H0

Die Traditionsmarke Fleischmann feiert im Mai 2012 ihr 125-jähriges Jubiläum. Die Firma steht heute für qualitätsvolle Modelleisenbahnen in Originaltreue und hochwertiger Verarbeitung. Fleischmann ist in Deutschland führend in den Spuren N und H0 für Gleichstromanlagen sowie in Europa die umsatzstärkste Marke in der Spur N. Ein Blick in die Firmengeschichte zeigt die Entwicklung von der Gravieranstalt zum Modellbahnhersteller.

Die Anfänge

Den Grundstein der Firma legt Jean Fleischmann am 9. Mai 1887 mit der Gründung einer Gravieranstalt in Nürnberg. Gussfiguren, Briefbeschwerer und Schreibzeug gehören zu den Produkten der ersten Stunde. Elf Jahre später hält erstmals Spielzeug, insbesondere maritime Blechspielwaren, Einzug ins Produktprogramm: Schiffsmodelle, magnetische Schwimmtiere und Schwanenteiche aus Blech, teilweise mit Uhrwerk ausgestattet, finden sich im Sortiment. Die Schiffsmodelle entwickeln sich zu einer Spezialität, sodass Fleischmann für Seefahrtschulen Lehrmodelle großer Überseedampfer fertigt.

1910 nimmt Fleischmann an der Weltausstellung in Brüssel teil und erhält für die hohe Qualität der Spielwaren eine Gold- und eine Silbermedaille. Im Mittelpunkt der Präsentation in Brüssel steht das Schiffsmodell der „Kronprinzessin Cecilie“. Bis heute setzt das 1:100-Schiffsmodell wegen seiner hohen Detailtreue Maßstäbe und ist noch immer ein Publikumsmagnet der Fleischmann-Ausstellung im Schwabacher Stadtmuseum.

1917 verstirbt der Firmengründer Jean Fleischmann im Alter von 53 Jahren. Seine Familie führt das Unternehmen fort. In den 1920er- und 1930er-Jahren gehören neben dem maritimen Spielzeug auch Karussells und mechanische Figuren zu den Produkten von Fleischmann. Besonders beliebt sind ab Ende der 1930er-Jahre Dampfmaschinen, die bemalte oder lithografierte Figuren, Kreisel und Spielzeugwerkzeuge antreiben.

Von der Spiel- zur Modelleisenbahn

1938 übernimmt Fleischmann die Nürnberger Firma Doll & Co. Damit halten erstmals elektrische Eisenbahnen im Produktkatalog von Fleischmann Einzug. Die Modelle der Spur 0 (Maßstab 1:45) stammen noch nicht aus eigener Herstellung, sondern sind Produkte von Doll & Co. Während des Zweiten Weltkrieges muss die Spielwarenproduktion per Gesetz eingestellt und auf die Produktion von kriegswichtigen Gütern umgestellt werden. In den Nachkriegsjahren sind zunächst Gebrauchsgegenstände gefragt. Fleischmann fertigt Kartoffelschäler, Vorhangstangen und Möbelschlösser. Erst nach der Währungsreform im Jahr 1948 kann die Entwicklung von Modelleisenbahnen vorangebracht werden. 1949 geht die erste von Fleischmann entwickelte Spur-0-Modelleisenbahn in Serienfertigung. Die Modelle orientieren sich bereits am Vorbild. Fleischmann bietet dazu Metallschienen mit schwarzen Pappschwellen an.

Auf der Nürnberger Spielwarenmesse im Jahr 1952 präsentiert Fleischmann erstmals das Modellbahnprogramm in Spurweite H0 und bringt innerhalb weniger Jahre ein umfangreiches Sortiment auf den Markt. Bereichert wird das H0-Sortiment durch das neue Gleissystem mit Modellgleisen aus Messingprofilen auf einem aus Kunststoff gespritzten Schwellenbett. Wegen des Erfolgs der H0-Modelle stellt Fleischmann die Produktion der Spur-0-Bahn ein. Ende der 1950er-Jahre werden erstmals Wagen statt aus lithografiertem Blech aus Kunststoff gefertigt, lackiert und bestempelt. Der Schritt von der Spielzeugeisenbahn zur vorbildorientierten Modelleisenbahn ist damit vollzogen.

1967 stellt Fleischmann auf der Nürnberger Spielwarenmesse die spurgeführte elektrische Autorennbahn „Auto-Rallye“ vor. 1978 wird sie in „Rallye Monte Carlo“ umbenannt und bleibt bis 1989 im Sortiment. Die Spur N, damals noch mit dem Namen N-piccolo, gehört ab 1968 zum Sortiment von Fleischmann. Eine Industrie-Diesellok und drei Kipploren sind die ersten Modelle im Maßstab 1:160. Bereits mit ihrer Einführung zeichnet sich der Erfolg von Fleischmann in diesem Segment ab.

Heute ist Fleischmann europäischer Marktführer bei Modelleisenbahnen der Spur N. In den 1980er-Jahren erobert die Digitaltechnik auch die Modelleisenbahn. Bei Fleischmann fällt der Startschuss für das digitale Modellbahnzeitalter 1986 mit der Einführung der Fleischmann-Mehrzugsteuerung (FMZ). Das digitale System ermöglicht die gleichzeitige Steuerung von mehreren Gleichstromloks. In den kommenden Jahren prägen raffinierte Modelle mit höchster Vorbildtreue die Firmengeschichte: 1991 ist das H0-Modell des Hochgeschwindigkeitszuges ICE auf Modellbahnen begehrt. 1994 legt sich der Pendolino in H0 und N dank seiner funktionsfähigen Neigetechnik wie sein Vorbild in die Kurven. 1999 erscheint der ICE-T in H0 und N mit Neigetechnik.

Das digitale Zeitalter

In das neue Jahrtausend startet Fleischmann mit der Weiterentwicklung der digitalen Steuerung. Neben Geschwindigkeit halten Licht und Geräusche Einzug in die Modelleisenbahn. Bereits ab Werk in Loks eingebaute Decoder ermöglichen digitale Steuerbefehle wie Geschwindigkeitsregulierung und Beleuchtung der Loks. Zum 50-jährigen Jubiläum der Spur H0 im Jahr 2002 bringt Fleischmann die ersten Loks mit vorbildgerechtem Sound auf den Markt. Soundmodelle in Spur N folgen 2011. 2008 wurde Fleischmann von der österreichischen Modelleisenbahn Holding übernommen. Diese hat das Traditionsunternehmen saniert und komplett restrukturiert. Seit 2010 ist Fleischmann wieder in der Gewinnzone.

Im Jubiläumsjahr 2012 zählt das Sortiment von Fleischmann über 350 verschiedene Spur-N-Modelle. In Spur H0 ist Fleischmann im Gleichstrombereich führend in der Herstellung von historischen Loks und Wagen der deutschen Länderbahnen der frühen Epochen.

Von: Pressemitteilung Fleischmann
 
Zum Newsletter anmelden Nein danke.