Sonntag 16. Februar 2020
Bahn-Kuss

Modellbahn-Lexikon: Als Bahn-Kuss wird im Jargon das Aufeinanderprallen der Puffer bezeichnet

Als Bahn-Kuss wird es im Eisenbahner-Jargon bezeichnet, wenn sich die Puffer an den Schienenfahrzeugen beim Zusammenkuppeln von Waggons oder beim Ankuppeln eines Triebfahrzeugs an einen Zug vorsichtig berühren, um die Stoßkräfte abzufangen. Puffer sind allgemein Teil der Ausrüstungen der meisten Schienenfahrzeuge, um Aufprallenergie aufzunehmen und dadurch Beschädigungen am Fahrzeug oder der Ladung oder Unfälle der Fahrgäste zu verhindern. Ein Video eines typischen Bahn-Kuss sehen Sie im YouTube-Video am Link unter dem Beitrag.

Im Eisenbahnbetrieb werden regelmäßig einzelne Fahrzeuge mit den Frontseiten gegeneinandergedrückt oder -gestoßen. Dies kann sowohl bei miteinander gekuppelten Fahrzeugen, beispielsweise beim Bremsen eines Zugverbandes, als auch bei ungekuppelten Fahrzeugen (beim Rangieren) vorkommen sowie auch beim Anfahren an einen Prellbock. Es besteht wegen der dabei auftretenden teilweise großen Kräfte ein Bedarf, diese Vorgänge mit möglichst geringer dauerhafter Schädigung ablaufen zu lassen. Zu diesem Zweck sind die Puffer vorgesehen.

In den 1830er Jahren wurden teilweise, wie bei der Lokomotive Adler, noch Holzpuffer verwendet. Die ersten Stangenpuffer hatten auf einer gegen Verbiegung widerstandsfähigen Rohrstange den nach vorn weisenden Pufferteller. Die Pufferstange saß nach hinten beweglich auf einer spiraligen Evolutfeder, die von einer starken Blechhülse gestützt war. Durch das Zusammendrücken der Feder wurde der Stoß gedämpft.

Das bei den Hülsenpuffern zunächst weiterhin verwendete Evolutfeder-System hatte den Nachteil, die beim Zusammendrücken hineingesteckte Energie vollständig wieder abzugeben, so dass die Fahrzeuge nach dem Stoß wieder auseinander gedrückt wurden. Dies erforderte, dass Züge gleichmäßig und vor allem nicht nur punktuell gebremst werden, um auch Schwingungen im Zugverband zu vermeiden, die u. a. zum Reißen der Kupplungen führen können. Stangenpuffer sind heute nur noch an Museumsfahrzeugen zu finden. Eine Verbesserung wurde durch den Einsatz von Ringfedern erzielt, da diese die eingebrachte Energie großenteils in Reibungswärme umwandeln.

Vielfach wurde der an der jeweiligen Stirnseite links befindliche Puffer mit einem einen flachen, der rechtsseitige mit einem gewölbten Teller ausgeführt, so dass immer ein flacher und ein gewölbter Teller aufeinander treffen und dadurch Kantenpressungen vermieden werden. Die Aufgaben von Puffern werden bei Mittelpufferkupplungen meist auf die Kupplungselemente übertragen, die entsprechend stabil ausgeführt sind und mit zwischengeschalteten Federelementen innerhalb des Fahrzeugrahmens (anstelle einer „Pufferbohle“) montiert sind.

Der Bahn-Kuss ist bei der Modellbahn rein funktional nicht dasselbe, obgleich es durchaus Modelle mit Federpuffern gibt, bekannt ist hierfür in der Nenngröße H0 insbesondere Liliput. Der Unterschied zur Vorbildbahn besteht darin, dass die Modellzüge die Stoßkräfte nicht über die Puffer, sondern über die Mittelkupplung übertragen.

Der Begriff „Bahn-KUSS“ hat noch eine zweite Bedeutung als Abkürzung für das Kunden-Service-System der Bahn. Dieser Begriff ist allerdings nur wenig geläufig.

Literaturempfehlungen: 

 

(Textquellennachweis: Dieser Beitrag enthält auszugsweise Textabschnitte aus der freien Dokumentation Wikipedia. Diese Textabschnitte stehen unter der Lizenz „Creative Commons Attribution / Share Alike“. Sie erreichen den betreffenden Wikipedia-Beitrag am nachfolgenden Link.)

Von: Rudolf Ring
 
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