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N: Alpine Modellbahn-Landschaft in 1:160
Hurra, die Kinder sind groß, der Dachboden gehört mir! Zur Jahrtausendwende begann die Planung. Wie ich glaube, bei den meisten Modellbahn-Enthusiasten, viel Papier, viele Stunden am Computer, gigantische Pläne und die Suche nach der eierlegenden Wollmilchsau. Viel Fachliteratur eingesaugt, letztendlich aus Karton ein 1-zu-10-Modell von Schienenführung und Gleisplan gebastelt. Die gröbsten Planungsfehler erkannt und ausgeräumt. Und dann begann ich, meine erste – und es war mir bewusst – auch letzte Eisenbahnanlage zu bauen. Unbedingt die letzte, da das Vorhaben der Segmentanlage mit einer Größe von 10 x 3,4 x 10 x 3,4 m und einer Anlagentiefe von ca. 85 bis 110 cm für eine Einzelperson (ich war zu Beginn immerhin schon 54) in Jahren gezählt werden muss.
Anlagenthema alpine Landschaft
Das Thema der Anlage ist, wie könnte es anders sein, eine alpine Landschaft. Allerdings ohne konkretes Vorbild. Und wie könnte es denn anders sein, eine doppelgleisige elektrifizierte Hauptbahn (Hundekochen) mit großem Bahnhof von dem eine nicht elektrifizierte Nebenbahn (Stichbahn) zu einem Endbahnhof abzweigt.
Die Ost- und die Westausfahrt des Hauptbahnhofes führen jeweils über eine Gleiswendel mit 1 Meter Durchmesser (max. 1,5 cm pro Meter Gefälle und Steigung) zu je einem etwa 30 cm unter dem Hauptniveau liegenden 8-gleisigen Schattenbahnhof mit 3,5 m Nutzlänge an der Längsseite des Dachbodens, einer auf der Süd- und einer auf der Nordseite.
Ein großes Bahnbetriebswerk, hauptsächlich für Dampfloks rundet das Bild ab. Es gibt auch ein Sägewerk, eine Burgruine, einen Friedhof, eine Vorstadtsiedlung, die Andeutung einer Stadt mit Marktplatz, einige Schrebergärten, eine Zuckerfabrik, einen Flussnebenarm zum Baden mit Imbissstube, einen kleinen Bauernhof und vieles mehr.
Modellbahn-Anlage aus 20 Segmenten
Die Anlage ist auf 20 Segmenttischen (20 mm verleimte Tischlerplatten wurden zu Rahmen und Leitern verarbeitet) in offener Rahmenbauweise aufgebaut. Jeder Tisch hat an den Beinen eingeschlagene Stellmuttern um die Tische ausrichten zu können. Die Trassen bestehen aus 10 mm Pappelsperrholz auf die als Gleisunterbau (Bahndamm) 3 mm Balsaholz mit Kaltleim verklebt wurde. Eingeschottert wurde mit Material von Asoa. Es wurden etwa 260 Meter ausschließlich Peco-Flexgleise (Code 55) und Peco-Weichen (Elektrofrog) mit Fulgurex Antrieben verbaut.
So entstanden Felsen und Berge
Die meisten sichtbaren Kurven wurden leicht überhöht und haben Radien von weit über 1 Meter. Die Lichtsignale sind Selbstbausignale von Viessmann. Felsen und Berge wurden aus Hartschaumstoff (aus dem Baubedarf) auf Holzleistengerüsten mittels Heißkleber und Dübel in groben Würfeln fixiert und mittels Stanley-Messer zu Felsformationen geschnitzt. Dann ausgiebig mit Heki-Betonfarbe (die hat einen sandigen Anteil) grundiert und mehrere Tage getrocknet. Schließlich mit billigen Wasserfarben bemalt, getrocknet, mit Acryl-Titanweiß mehrfach (Farbe sinkt ein) granuliert. Schlußendlich mit verschiedenen Turf bestreut, und mit Kaltleimwasser (Sprühflasche) verklebt. In das feuchte Gestein habe ich noch Asoa-Kalksteinsplit eingestreut. Das Leimwasser nimmt vom Turf und den Wasserfarben Farbe mit und das ergibt eine zufällige, aber naturnahe Färbung der Felsen.
Wiesen- und Hangbereiche wurden mit Alu-Fliegengitter (auf 1 cm Pappelsperrholz-Spanten aufgetackert) und Gipsbinden aus dem Bandagistenbedarf hergestellt, ebenso wie die Felsen mit Betonfarbe und Wasserfarben eingefärbt und mit verschiedenstem feinen Turf bestreut. Nadelbäume fertige ich aus Blumendraht und Hanf, Laubbäume aus allem, was angeboten wird und was im Garten brauchbar erscheint. Das Wasser im Flussnebenarm ist klassisches 2-Komponenten-Harz, das in drei Schichten eingegossen wurde, wobei die letzte Schicht ein wenig mehr Härter zugesetzt bekam um eine leichte Wellung zu erreichen.
Viele meiner Gebäude und Bahnbauwerke sind Eigenbau (aus Sperrholz, aus 1 mm Polystyrol und Furnierabfällen vom Tischler) z.B. kleiner Wasserturm mit Lagerhaus, Lokschuppen, Gleiswaage etc. im Endbahnhof oder der große Rundlokschuppen (tragende Stahlkonstruktion aus feinen flammgelöteten Messingprofilen nachgebaut), großer Wasserturm, Lokremise mit Nebengebäuden im alten Bahnbetriebswerk, ein großes Viadukt über die Schlucht (hier sind ca. 7.500 Kartonplättchen als Sandsteinblock-Imitation auf Sperrholz verklebt). Auf den Fahrdraht habe ich aus betrieblichen Gründen verzichtet. Die Oberleitungsmaste sind aus Messingprofilen und Draht, die Querverspannung der Oberleitung im Bahnhof aus feiner Anglerleine mittels Schablonen etwas tricky angefertigt.
Die Dachbodenfenster an den Schmalseiten wurden mit Sonnenschutzrollos (lassen sich jederzeit hochziehen) verdeckt auf die ich je ein Bild nach Fotografien mit Acrylfarben gemalt habe. Entlang der beiden Längsseiten des Dachbodens habe ich auf Kulissen einen Wald-und Wiesenhintergrund gemalt und die Dachschräge als Himmel gestrichen.
Anlagensteuerung mit ZIMO und ESTWGJ
Die Anlage basiert auf der ZIMO-Digitalsteuerung mit CAN-Bus für 42 Blockstrecken, Blockstreckensicherung, Signalansteuerung und Zugerkennung. Alle Lokomotiven sind digitalisiert. Die Steuerungssoftware für das rechnergestützte Spurplanstellwerk ist ESTWGJ und im Endausbau soll all das über einen 32-Zoll-Touchscreen bedient werden.
Das größte Abenteuer habe ich eben jetzt überstanden: Das Implementieren von ESTWG ist für einen, der aus der Kreativ-Szene kommt (ich hatte 35 Jahre eine Werbeagentur in Wien) und mit IT wenig bis nichts am Hut hat, eine echte Herausforderung. Darüber und über die weitere Ausgestaltung mit 1.000 und einem Detail (es fehlen noch viele Bäume, Straßenbeleuchtungen, kleine Szenen mit Figuren etc.) lässt sich ja wieder einmal trefflich berichten.
Das Schöne an einer Modellbahn ist ja, wie bekannt, sie wird niemals fertig!
Peter Menches