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H0: Ruhrtalbahn-Segmentanlage
Die Untere Ruhrtalbahn fuhr im Original von Mülheim-Styrum über Broich - Saarn - Mintard nach Essen-Kettwig durch das landschaftlich sehr reizvolle Ruhrtal. Diese Zweigbahn wurde 1876 in Betrieb genommen und musste 1968 den Personenverkehr einstellen. Der größte Teil der Trasse und die Bauwerke sind mittlerweile abgerissen. Daher haben die Eisenbahnfreunde Mülheim an der Ruhr e.V. sich entschlossen, die Geschichte dieser Bahn aufzuarbeiten und im Modell im Maßstab 1:87 nachzubauen.
Die Idee: "Die Ruhrtalbahn" als Segmentanlage
"Als die Eisenbahnfreunde Mülheim 1983 das Vereinshaus bezogen, galt unser ganzer Einsatz dem Ausbau des Hauses und dem Aufbau einer großen H0-Anlage. Bei der Planung einer N-Anlage kam uns die Idee als Thema die Nebenbahn von Styrum nach Kettwig darzustellen. Hierzu stand ein Raum in der ersten Etage unseres Hauses zur Verfügung. Viele Gespräche wurden geführt, Gleispläne entworfen, doch gebaut wurde nicht. Der komplette Selbstbau der Bauwerke im Maßstab 1:160 erschien zu aufwendig. So ruhte der Gedanke, bis 1988 ein Mitglied den stark abbruchgefährdeten und inzwischen abgerissenen Broicher Güterschuppen im Maßstab 1:87 nachbaute.
Im selben Jahr erschien unsere Broschüre "Die Ruhrtalbahn", deren erste Auflage schon nach wenigen Monaten vergriffen war. Dieser Erfolg, nicht nur in Mülheim, veranlasste uns, das wohl einzigartige Projekt, den Nachbau einer gesamten Eisenbahnstrecke in Angriff zu nehmen und unsere Broschüre in einer zweiten erweiterten Auflage erscheinen zu lassen. Ergänzend hierzu sind weitere Bilder der Ruhrtalbahn in unserer Veröffentlichung "Ansichtskarten Mülheim und die Eisenbahn" erschienen.
Die Ausführung der Ruhrtalbahn im H0-Modell
Nach langen Diskussionen und dem Wälzen vieler Bücher und Zeitschriften wurden die ersten zwei Muster-Segmente, deren Grundkonzept auch weiter Verwendung fand, gebaut. Im Gegensatz zu anderen Systemen haben wir die Breite auf 600 mm festgelegt, da es so möglich ist, auch die Landschaft neben den Gleisen darzustellen. Mittlerweile haben wir den Bahnhof Broich mit seiner Güterabfertigung mit einer Modulbreite von 85 cm neu gebaut, um auch möglichst alle Gleise originalgetreu wiederzugeben. Es werden die wichtigsten und markanten Gebäude und Straßenzüge dargestellt. Die Länge der Segmente liegt zwischen 1.000 und 1.600 mm. Diese verschiedenen Längen ermöglichen einzelne Motive auf einem Segment darzustellen. Die Kopfbretter sind mit von uns genormten Übergängen versehen. Die Kombination in einer beliebigen Reihenfolge ist aber nicht möglich und wäre auch nicht sinnvoll, da wir ja keine Fantasielandschaft haben. Dies ist auch der Grund, warum die Außenkontur der einzelnen Segmente voneinander abweicht. Wir haben versucht die jeweils typischen Landschaftsformen im Modell wiederzugeben, damit es dem Besucher möglich ist, jede Szene dem Original zuzuordnen.
Zu Beginn hatten wir als ständige Ausstellung in unseren Kellerräumen den technisch interessantesten Streckenabschnitt von Broich nach Saarn gezeigt. Aber spätestens 1996, nach der Internationalen Modellbahn-Messe 1996 in Köln, auf der wir die 320 cm lang Ruhrbrücke Styrum präsentierten, zeigte sich, dass die Kellerräume nicht mehr ausreichen.
Nach der Messe Modell & Hobby 1997 in Leipzig, wo wir den Neubau des Bahnhof Broich mit der Güterabfertigung, sowie die Integration der Ruhrbrücke Styrum in die Segmentanlage präsentierten, war es nicht mehr möglich, die Ruhrtalbahn in unseren Kellerräumen betriebsbereit zu zeigen.
1998 wurde begonnen, nach neuen Konzepten zu suchen, zumal auch bei unserer stationären H0-Anlage der Weiterbau aus verschiedenen Gründen ins Stocken geriet. 1999 haben wir neue Ideen entwickelt, die nun vorsehen, die stationäre H0-Anlage im Erdgeschoss abzubauen, und die Ruhrtalbahn inklusive des neuen Bahnhofs Broich und der Ruhrbrücke Styrum im Erdgeschoss betriebsbereit aufzubauen.
Die Bauwerke der Ruhrtalbahn
Der größte Teil der Gebäude und Brücken entsteht im vollkommenen Selbstbau (z.B. Güterschuppen Broich). Die Planung beginnt mit der Suche nach alten Fotos, möglichst von allen Seiten, und deren Auswertung. Anhand der Fotos werden maßstäbliche Zeichnungen angefertigt und die zum Bau benötigten Materialien ausgesucht. Ein Vormuster aus Pappe gibt über die gewählten Proportionen Auskunft und ermöglicht so noch einfach Korrekturen am späteren Modell.
Jetzt beginnt die Suche nach geeigneten Fenstern, Türen und Mauerplatten. Bleibt die Suche erfolglos, werden die Teile aus Pappe, Holz oder Gips selbst angefertigt. Bei der Farbgebung sind wir auf vergleichbare Bauwerke oder Zeitzeugen, die sich bei uns melden können, angewiesen. Die zweite Möglichkeit des Hausbaus besteht in dem Umbau eines Bausatzes (z.B. Bf Broich). Dieser wird dazu so weit wie möglich zersägt. Von den Resten werden die benötigten Teile wieder in der gewünschten Anordnung, z.B. der Fenster, zusammengeklebt. Auch hierbei ist meist noch einiges selbst anzufertigen. Die neu entstandenen Teile werden nun verspachtelt und neu lackiert. Diese Methoden erfordern viel Zeit, so ist pro Haus mit einer Bauzeit von mehreren Wochen zu rechnen. Manche Bauwerke sind bis jetzt noch gar nicht entstanden, da bisher keine Fotos gefunden wurden. Ein nicht gebautes Gebäude ist unserer Meinung nach besser als ein falsches Bauwerk, auf das Besucher, die das Original kennen, verärgert reagieren.
Der jetzige Ausbaustand der Ruhrtalbahn
Die Länge unserer Segmentanlage auf Ausstellungen beträgt 20 Meter, bestehend aus 17 Segmenten. Bisher haben wir die Bahnhöfe Mülheim (Ruhr)-Broich, Mülheim (Ruhr)-Saarn und Kettwig vor der Brücke im Modell nachgebaut. Der Streckenabschnitt Broich-Saarn ist fertiggestellt. Die Bahnhöfe Saarn und Kettwig vor der Brücke wurden bei Ausstellungen durch ein 1,6 Meter langes Übergangssegment verbunden. Im Original musste ein Zug 7 km zwischen diesen Bahnhöfen fahren. Wir müssen also noch ca. 6 Segmente bauen, um die Strecke zwischen Saarn und Kettwig vor der Brücke realitätsnah darstellen zu können."
Ergänzende Informationen
Die Eisenbahnfreunde Mülheim an der Ruhr haben die Organisationsform als Verein 2021 beendet.
Das H0-Modell der Ruhrtalbahn ist nach einem Umzug seit 2016 in der "Alten Dreherei - Haus der Vereine in Mülheim an der Ruhr" öffentlich zu besichtigen. Informationen zu den Öffnungszeiten finden Sie unter www.alte-dreherei.de.
(Text: Martin Menke / Rudolf Ring, Fotos: Wolfgang Gossens)