Dienstag 02. März 2010
Analoge Steuerung

Modellbahn-Lexikon: Bei der analogen Steuerung ist die Geschwindigkeit der Triebfahrzeuge proportional zur elektrischen Spannung

Typische Modellbahn-Transformatoren und -Fahrgeräte in einem: Links ein Märklin-Transformator für Wechselstrombetrieb, rechts ein Gerät von Fleischmann für Gleichstrombetrieb. Der "Trafo" wandelt die 235 Volt des Hauhaltsstroms in eine ungefährliche Niederspannung um

Typische Modellbahn-Transformatoren und -Fahrgeräte in einem: Links ein Märklin-Transformator für Wechselstrombetrieb, rechts ein Gerät von Fleischmann für Gleichstrombetrieb. Der "Trafo" wandelt die 235 Volt des Hauhaltsstroms in eine ungefährliche Niederspannung um

Die klassische, elektrische Modelleisenbahn wird mit einer analogen Steuerung betrieben. Das bedeutet im Kern, dass die Geschwindigkeit der Triebfahrzeuge sich analog (altgriechisch für „verhältnismäßig“) zur angelegten Wechsel- oder Gleichspannung verhält. Je höher die angelegte Spannung, desto schneller dreht der Elektromotor in dem Lokomotivmodell, und umso höher wird die Geschwindigkeit des Modellbahn-Triebfahrzeugs. 

Analoge Steuerung per Gleichstrom

Für die analoge Steuerung wird heute in aller Regel eine Gleichspannung von maximal 12 Volt eingesetzt. Beim Benutzen einer Gleichspannung reicht es für einen Fahrtrichtungswechsel, einfach die Plus-Minus-Versorgungsspannung umzupolen. Transformator/Fahrgerät für die analoge Steuerung per Gleichstrom erkennen Sie daher in aller Regel daran, dass der Fahrregler in der Mitte eine Nullstellung hat. Nach rechts gedreht, fährt die Lok vorwärts, über die Nullstellung hinaus nach links gedreht, fährt sie rückwärts. Dieses Prinzip finden Sie bis heute bei preiswerten Modellbahn-Startpackungen vor.

Analoge Steuerung per Wechselstrom

Bei der analogen Steuerung im klassischen Wechselstrombetrieb sorgt ein Überspannungsimpuls und eine elektromechanische Umschaltung dafür, dass die Drehrichtung der verwendeten Allstrommotoren sich umkehrt. Märklin bezeichnete das als werblich als "eingebauten Lokführer". Unter Modellbahnern ist der "Bocksprung", den klassische Märklin-Fahrzeuge bei der Umschaltung der Fahrtrichtung oft machen, allerdings eher unbeliebt. Während der analoge Wechselstrombetrieb heute standardmäßig mit maximal 16 Volt durchgeführt wird, beträgt der Überspannungsimpuls 24 Volt und kann so elektro-mechanisch unterschieden werden und die Schaltfunktion des eingebauten Polwenders ausführen.

Analoge Modellbahnsteuerung und Fahrzeugfunktionen

Bei einer analogen Steuerung sind Funktionen wie Beleuchtung oder Dampferzeuger grundsätzlich immer eingeschaltet, eine "Fernsteuerung" während der Fahrt ist im Gegensatz zum Digitalbetrieb nicht möglich. Allerdings lassen sich auch bei einer analogen Steuerung eine Vielzahl von Funktionen realisieren, z. B. mittels Reed-Relais, die an geeigneten Stellen in den Gleisplan einbezogen werden. Triebfahrzeuge von Fleischmann haben daher bis heute an der Unterseite einen speziellen Pilzkontakt, mit dem beim Überfahren Funktionen ausgelöst werden können, z.B. eine sich schließende Schranke oder ein Signalwechsel.

Eine weitere, direkte Folge der analogen Steuerung ist die ebenfalls von der anliegenden, elektrischen Spannung abhängige Helligkeit der Beleuchtung. Fährt die Lok langsam, bedeutet das auch gleichzeitig, dass die Beleuchtung eher "schummrig" aussieht, fährt die Lok bei höherer anliegender Spannung schnell, ist die Beleuchtung vorbildfern sehr grell. Dieser Effekt ist insbesondere bei den klassischen "Glühbirnchen" auffallen, werden bei neueren Fahrzeugen LEDs eingesetzt, fällt der Effekt weniger auf. Zudem ist bei der analogen Betriebsart standardmäßig eine fahrtunabhängige Beleuchtung der Fahrzeuge ist ohne Zusatzaufwand nicht möglich. Hält das Fahrzeug an (Fahrtregler auf Null/Mittelstellung), bedeutet das gleichzeitig, dass die Beleuchtung erlischt, was ebenfalls völlig vorbildfern ist.

Zukünftige Nutzung der analogen Steuerung

Durch die rasante Entwicklung und den Boom der digitalen Modellbahn-Steuerung wirkt es so, als sei die Zeit der analogen Steuerung bald abgelaufen und sie würde praktisch nicht mehr eingesetzt. Dem ist jedoch nicht so, wie die nachfolgenden Szenarien für die typische Nutzung von analogen Modellbahn-Steuerungen belegen: 

  1. Auch in Zukunft wird es aus Kostengründen so sein, dass einfachste Modellbahn-Startpackungen (Anfangspackungen, Start-Sets) mit einer analogen Steuerung geliefert werden. Neben den geringen Kosten spielt dabei auch die besonders einfache Bedienung eine Rolle, die sogar von Kindern unterhalb des Schulalters ausgeführt werden kann.
  2. Es gibt durchaus Modellbahner, die z.B. eine klassische historische Modellbahn-Anlage einer bestimmten Hersteller-Epoche wie der 60er- oder 70er-Jahre betreiben möchten. Da muss dann alles original sein, eben auch die Steuerungsmethode.
  3. Wer gelegentlich mal ein historisches Sammlermodell fahren lassen möchte, wird dies sicher nicht digitalisieren. Denn damit ist der Originalzustand des Modells quasi beschädigt und es ist dann nur noch erheblich weniger wert.
  4. Der wirtschaftliche Aspekt ist auch dominant, wenn eine besonders große Zahl von analogen Modellbahn-Triebfahrzeugen vorhanden ist. Zwar sind die Preise für Digitaldecoder in den letzten Jahren enorm gesunken, trotzdem sind die Digitalisierungskosten bei einer großen Zahl von Loks insgesamt durchaus nennenswert.

 

Literaturempfehlungen

Illustriertes Lexikon der historischen Modelleisenbahnen

Erste Hilfe Modellbahn-Lokomotiven

Modellbahn-Basteleien - die Modellbahn-Werkstatt

Elektrik für Modellbahner - Grundlagen und Praxis, Werkzeuge und Materialien

Verbesserung der Analogbahn: Sichere Modellbahn-Steuerung

Von: Rudolf Ring
 
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